Kulturhaus von einem Handelspartner mitfinanzieren lassen…PPP als Lösung?

Seien es Bälle, Diplomverleihungen, Narrenabende oder Kongress- oder Vereinsveranstaltungen…praktisch jeder Dornbirner war schon in unserem Kulturhaus am Rathausplatz 1.

Obwohl wir es mögen, ist es einerseits in die Jahre gekommen (eröffnet 1982), andererseits mit den Nutzungsangeboten längst alles andere als zeitgemäß und modern. Die Bespielung der verschiedenen Räumlichkeiten ist mühsam bis eingeschränkt, die Infrastruktur und Gastronomie veraltet.

Dass hier also Handlungsbedarf besteht, ist nicht neu. Wie so oft scheiter es am “lieben Geld” bzw. haben andere Zweckbauten wie Schulen, Kindergärten oder Brücken Vorrang.

Das attraktive Dornbirner Stadtzentrum mit seinem Marktplatz bietet eine Vielzahl an Einkaufsmöglichkeiten aller möglicher Branchen und Dienstleistungen. Das Kernsegment Lebensmitteleinzelhandel allerdings ist eher dünn vertreten: Mit einem Sutterlüty in der Mozartstrasse und einem Eurospar am Ende der Marktstrasse beim Sägercenter sind für Marktplatzbesucher schon erhebliche Fußwege in Kauf zu nehmen, um zusätzlich zu allen anderen Dingen auch Lebensmittel zu besorgen. Gerade in Markttagen fehlt diese Sortimentsergänzung, hat man gerade frisches Obst und Gemüse aus der Region erworben und sollte etwa noch Mehl oder Zucker benötigen. In Hinsicht auf möglichst kurze Wege zu allen Sortimenten hat der Messepark mit seinem Interspar noch definitiv “die Nase vorne”!

Der Standort “Rathausplatz 1” in Vorarlberg’s größter Stadt Dornbirn müsste für Lebensmittelfilialisten durchaus attraktiv sein.

Meine Spezialdisziplin “Querdenken” heißt eigentlich nichts anderes, als zwei lose Enden, die vorher nichts miteinander zu tun hatten, daraufhin zu prüfen, ob sie nicht vielleicht irgendwie zusammenfügbar sein könnten. Ein Ende heißt: “Stadt, die dringend ein neues Kulturhaus braucht, aber das Geld dafür (derzeit) nicht hat.” Das andere: “Lebensmittelhändler, der die Chance auf einen Topstandort in Vorarlberg bekommt, wenn er genug Geld dafür in die Hand nimmt.”

Wenn ich dazu noch bedenke, dass angesichts der Bodenknappheit verdichtetes Bauen in Kernzonen immer wichtiger wird und Alleinnutzungen großer Handelsbetriebe raumplanerisch nicht mehr geduldet werden (siehe neuer Spar Hatlerdorf), bietet sich eine kombinierte Nutzung geradezu an. Wäre das nicht geradezu ein Idealfall für ein Privat Public Partnership (PPP)?

Sehe ich mir die Nutzungszeiten eines Einzelhändlers im Vergleich zu einem Kulturveranstalter an, fällt natürlich gleich auf, dass diese weitgehend komplementär sind: Eingekauft wird untertags an Wochentagen, Kulturkonsum geschieht abends und an Wochenenden. Gelingt es mit guter planerischer Arbeit, die Kundenströme – falls sie sich doch zeitlich überschneiden sollten – räumlich gut zu trennen (Zu- und Abgänge an unterschiedlichen Gebäudeseiten), kommen sich die unterschiedlichen Nutzungen kaum in die Quere.

Ähnliches gilt natürlich auch für die bereits in großer Zahl vorhandenen Parkplätze in den Tiefgaragen. Neben der zentralen Lage für fußgehende Kunden und einer bereits vorhandenen hervorragenden Öffi-Anbindung bietet der Standort auch dem motorisierten Verkehr ideale Möglichkeiten, ohne zusätzlichen Boden für Parkflächen verbrauchen zu müssen.

Synergien dieser Nutzungskombination ergeben sich aber nicht nur beim Parken, auch bei der gastronomischen Bespielung sind solche möglich: Supermärkte haben heutzutage ihre eigenen Bistros mit Küchenbereich. Sinnvollerweise nutzt die Kulturhaus-Gastronomie diese Infrastruktur auch für ihre eigenen Aufgaben.

In Zeiten modernster Kommunikationstechnik und Digitalisierung könnte bei diesem Projekt auch ein innovatives Element wie etwa ein Drive through für Lebensmittel angedacht werden. Kunden, die in Zeitnot einkaufen sollten, können ihre Bestellung via App tätigen. Zum vereinbarten Abholzeitpunkt ist der Einkauf fertig zusammengestellt und umweltgerecht verpackt und kann an einem Abholpunkt (idealerweise Durchfahrt Tiefgarage) einfach stopp-and-go mitgenommen werden.

Im Zuge einer – sollte diese Idee überzeugen – zu erstellenden Machbarkeitsstudie ist zu bewerten, welche Rechtsform (Pacht, Miete, Baurecht, Arge) einem Kooperationsvertrag der Stadt mit einem Handelsunternehmen zugrunde zu legen ist. Bau und Betrieb sind dann natürlich auszuschreiben und objektiv und transparent zu vergeben.

Entscheidend: Ein neues Kulturhaus wird so plötzlich rasch leistbar! Und unsere Vereine und Veranstalter brauchen es dringend!


(Beispielfoto kunsthaus weiz)

13/07/2020/Ebi / Ideenrechte vorbehalten

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